Der Sender
München-Ismaning |

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Der "Großsender" – wie auch auf den
Zufahrtsschildern zu lesen war – stand etwa 20 km nordöstlich der
bayerischen Landeshauptstadt am Rande des Erdinger Moos. Hier wird seit 1932
Rundfunkgeschichte geschrieben. |
Vorgeschichte |
Am 30. März 1924 begann mit einem 250 Watt
schwachen Sender auf 618,6 kHz im "Verkehrsministerial-Gebäude mit
Zentralpostamt" in München in Bayern das Rundfunkzeitalter. Die 50 m
lange L-Antenne war in 56 m Höhe zwischen der Kuppel des
Verkehrsministeriums und der Reichsbahn-Direktion gespannt. Die geringe
Sendeleistung führte noch im gleichen Jahr zu einem "Nebensender" in
Nürnberg und im Folgejahr zum Neubau einer Sendeanlage in
München-Stadelheim. Der dort installierte 2 kW-Maschinensender der Fa.
Lorenz wurde zuerst bei der Münchner Verkehrsausstellung im August 1925
vorgeführt. Anschließend wurde der Sender samt der T-Antenne und den beiden je
100 m hohen Stahlmasten in Stadelheim neu aufgebaut. Offizieller
Betriebsbeginn war der 1. April 1926.
Wegen ständiger technischer Probleme des Maschinensenders erfolgte im Herbst
1926 der Tausch gegen einen 1,5 kW-Röhrensender, ebenfalls von der Fa.
Lorenz. Betriebsaufnahem war am 19. März 1927. Während der Umbauarbeiten kam
der schwache Sender im Zentralpostamt zum Einsatz.
Da sich die Stahlmasten negativ auf die
Abstrahlung der T-Antenne auswirkten, wurden sie im Herbst 1927 gegen 75 m hohe Holztürme
ersetzt. IN der Nacht vom 22. auf den 23. November 1930 stürzten die beiden
Türme infolge eines Eissturmes ein. Doch schon wenige Stunden später konnte
über einen provisorisch zwischen den übrig gebliebenen Stümpfen der Türme
gespannten Draht der Sendebetrieb wieder aufgenommen werden. In der Folge
wurde an den Turmstümpfen 2 je 25 m lange abgespannte Stahlrohre angebracht,
die nun die T-Antenne trugen.
Nach der Inbetriebnahme der Sendeanlage
Ismaning am 3. Dezember 1932 diente der Sender Stadelheim noch als
Reservesender für den Sender Ismaning. Er dürfte im November und Dezember
1933 zum letzten Mal regulär in Betrieb gewesen sein, als der Sender
Ismaning wegen Umbauarbeiten stillgelegt war. |
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Ismaning vor 1945 |
Am 3. Dezember 1932 wurde
in Ismaning von der
Deutschen Reichspost der erste 60 kW-Mittelwellensender in Betrieb genommen. Der Standort
wurde gewählt, weil der stets feuchte Boden des Erdinger Moos
hervorragende Eigenschaften für die Ausbreitung der Mittelwellen bot. Die
T-Antenne war an zwei im Abstand von 240 m frei stehenden Türme von 115 m Höhe aus dem
besonders witterungsbeständigen Holz amerikanischer Pechkiefern
angebracht. Bereits 1933 erfolgte eine Verstärkung des Senders auf 100
kW. |

Das Sendergebäude 2002, links der 105
m-Reservemast für den MW-Sender (1947 mit 125 m Höhe und Dachkapazität
für AFN gebaut, 1969 gekürzt, 2006 rückgebaut zum Träger für
Richtfunkantennen) |
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Das Signal des Senders Ismaning war während der
Nachtstunden besonders von Nahschwundstörungen betroffen. Eine Möglichkeit
zur Beseitigung dieser Störungen war eine vertikale Dipolantenne, die in
einer bestimmten Höhe über Grund angebracht werden musste. Da die beiden
Antennentürme dafür zu niedrig waren, entschloss man sich zum Umbau der
Antennenanlage. 1932 wurden einer der beiden Holztürme zerlegt.
Währenddessen kam eine zwischen dem zweiten Holzturm und einem
provisorischen Holzmast gespannte L-Antenne zum Einsatz. |
Der zerlegte Holzmast wurde auf einem neu
errichteten 39 m hohen Untersatz wieder aufgebaut, sodass eine Endhöhe von 156 m Höhe (mit
aufgesetzter Spitze 163 m) erreicht wurde - fortan für viele
Jahrzehnte das Wahrzeichen von Ismaning und wegen seiner Bauform "Ismaninger
Eifelturm" genannt. Der Höhendipol war an der Ost- und Westseite des Turmes
in einer Höhe von 80 bis 160 m gespannt. Der Einspeisepunkt befand sich
demnach in 120 m Höhe. Mit der neuen Antenne konnte bei gleicher
Sendeleistung ein doppelt so großes Gebiet versorgt werden als mit der zuvor
verwendeten T-Antenne. |
Nach Inbetriebnahme der neuen Antenne erfolgte
der Abbau des zweiten Holzmasten in Ismaning. Er wurde 1933 in Nürnberg
wieder aufgebaut und dabei auf 124 m aufgestockt. Auch hier war der Zweck
die Anbringung eines schwundmindernden Höhendipols als Sendeantenne. Der
Nürnberger Holzturm überstand den Krieg mit nur geringen Beschädigungen und
blieb bis 1961 bestehen. |
1939 erfolgte in Ismaning wie an fast allen
Großsender-Standorten in Deutschland die Errichtung einer
Dreiecks-Flächenantenne, die von 3 je 50 m hohen Rundstrahlmasten getragen
wurde. Der Grund dafür war, dass wegen der im Krieg befürchteten Störungen
aus dem Ausland oftmalige Frequenzänderungen als notwendig erachtet wurden,
was eine Antenne mit einer großen Bandbreite notwendig macht, wie sie die
Dreiecks-Flächenantenne besitzt. Andere Antennenarten müssten dagegen bei
Frequenzänderungen umfangreichere Adaptierungsarbeiten. Die
Dreiecks-Flächenantenne in Ismaning wurde 1953 abgebaut. |
Die vertikale Antenne am Holzturm erfuhr 1941
einen Umbau, in dessen Folge der Aufsatz 1943 abgebaut wurde, sodass die
Höhe des Holzmasten auf 156 m schrumpfte. Die vertikale Dipolantenne war bis zum 3. März 1966, zuletzt tagsüber
für 800
kHz, in Verwendung und wurde nach Inbetriebnahme des neuen 171,5 m-Sendemastes
1969 abgebaut. Bis 1977 wurde der Holzturm als Träger für UKW-Antennen
genutzt. Da die Holzkonstruktion infolge der Alterung des Holzes immer
instabiler wurde und eine Sanierung des denkmalgeschützten Bauwerks einen
Neubau mit frischem Holz bedeutet hätte, wurde der Turm am 16. März 1983 gesprengt. |

Eine der Verstärkerröhren des alten Lorenz-Senders (noch
funktionsfähig!) |

Der 100 kW-Lorenz-Sender, Baujahr 1938 |
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1938 wurde Ismaning mit einem zweiten 100 kW starken Lorenz-MW-Sender ausgestattet, welcher auch heute noch
als einziger seiner Bauart betriebsfähig ist. Dabei handelt es sich um einen
"Umbausender", der in kürzester Zeit im Frequenzbereich 545 bis 1363 kHz
abgestimmt werden konnte, indem für die vorgesehenen Frequenzen Quarze
geschaltet wurden, was 10 bis 20 Minuten in Anspruch nahm (daher der Name
"Umbausender"). Gleiche Sender wurden noch an 6 weiteren Standorten
errichtet (Breslau, Graz-Dobl, Hamburg, Heilsberg, Madrid-Arganda,
Mühlacker). Diese "Maschine" ist heute für Technik-Freaks
besonders interessant, weil man das Innenleben mit den riesigen Spulen und
Kondensatoren sehen kann (Neben Graz-Dobl
der einzige erhaltene Sender seiner Art). Die Abstimmung erfolgt hier mit großen
Handrädern aus Holz. Für den Sender II diente anfangs eine Dreiecks-Flächenantenne
(drei 3fach-T-Antennen) zwischen drei je 50 in hohen, abgespannten
Rundstrahlmasten (im September 1953 abgebaut). |
Insgesamt 4 Kurzwellensender und 14
Rhombusantennen wurden den Kriegsjahren 1940
(2x57/75 kW) und 1943 (2x100 kW) in Ismaning installiert. Damit wurde der Standort zur zweitgrößten Station
für den Auslandsdienst des Reichsrundfunks (nach Zeesen südöstlich von
Berlin). Die Errichtung weiterer 5 bis 10 Rhombusantennen, die für Ende 1944
geplant war, wurde durch die Kriegsereignisse vereitelt. Die
Kurzwellensendeeinrichtungen in Ismaning wurden nach dem Krieg von den Amerikanern
übernommen. Daraus entstand die Relaisstation der "Voice of America"
bzw. später IBB (siehe unten). |
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Ismaning auf Mittelwelle nach 1945 |
Am 1. Mai 1945 besetzten amerikanische
Streitkräfte die fast unversehrte Sendeanlage. Über den Sender II erfolgte
ab 15. Juni die Ausstrahlung des AFN-Programms, während der ältere Sender I
schon ab 12. Mai das Programm "Radio München" der Militärregierung sendete.
Ende 1947 wurde ein 125 m hoher abgespannter Gittermast mit Dachkapazität
für das AFN-Programm errichtet (1969 Dachkapazität
abgebaut und Mast auf 105 m gekürzt, Nutzung als Reservemast, 2007 auf 70 m
gekürzt und geerdet, Nutzung als Richtfunkmast). |
Am 25. Januar 1949 wurde die Station von der
amerikanischen Militärverwaltung großteils an den Bayerischen Rundfunk
übergeben. Am 7. Juli 1950 erfolgte ein Sendertausch zwischen AFN und "Radio
München". |
Zwei selbst strahlende, abgespannte
Stahlgittermaste, je 94 in hoch, wurden am 11. Mai 1951 in Betrieb genommen
und ab 12. Juli 1951 als Richtstrahlantenne (Signalminimum Richtung
Leningrad 35°) für den Nachtbetrieb des BR auf der Frequenz 800 kHz
eingesetzt (tagsüber über Höhendipol im Holzturm, siehe oben). Von 1969 bis 1992 diente
diese Antenne nach einem Umbau der Anpassnetzwerke für die AFN-Ausstrahlung
auf 1106 bzw. 1107 kHz, wobei wahlweise einer der beiden Maste als
Rundstrahler benützt werden konnte. Seit der Betriebseinstellung von "AFN-Munich"
1992 dient sie Reserveantenne für den BR. Ende April 2010 wurde der
nordöstliche ehemalige Reflektormast abgebaut. |
Zwei weitere selbst strahlende, abgespannte
Stahlgittermaste, je 137 m hoch, wurden am 20. November 1951 als
Richtstrahlantenne für AFN in Betrieb genommen, da man auf der neu
zugewiesenen Frequenz 548 kHz nachts die Abstrahlung gegenüber der auf
gleicher Welle sendenden Stationen Moskau und Odessa abschwächen musste. Schon im
Oktober 1963 wurde der Ostmast nach Frequenzwechsel abgebaut, nachdem
die bisherige Frequenz 548 kHz an den neu entstandenen Deutschlandfunk
abgegeben wurde und die neue Frequenz 1106 kHz keine Ausblendung mehr
notwendig machte. |

Der ehemalige 50 kW-MW-Sender von AFN-Munich
für 1107 kHz; dahinter der 10 kW-KW-Sender (dienten beide in der Folge als
Reserve, 10 kW-KW-Sender 2010 abgebaut) |
Der zweite Mast lief bis 1969
als Rundstrahler und wurde ebenfalls abgebaut, nachdem man die vom BR
nicht mehr genützte 2 x 94 m-Antenne nutzen konnte.
1968 erfolgte eine Erneuerung des
AFN-Senders. Der Sender I von 1932 ging am 5. März außer Betrieb und
wurde abgebaut (und anschließend verschrottet). Dafür wurde ein 50
kW-Sender von "Continental Electronics" installiert, der am 24. April
1968 den
Betrieb aufnahm. In der Zwischenzeit strahlte ein mobiler Leihsender der
Deutschen Bundeswehr das AFN-Programm aus. Der 50 kW-AFN-Sender dient
heute als Reserve für 801 kHz. |
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Im Zuge der allgemeinen Erhöhung der
Sendeleistung ließ auch der Bayerische Rundfunk 1968 eine moderne
Hochleistungs-Sendeanlage errichten. Diese bestand aus 2 je 300 kW starken
Sendeeinheiten (Hersteller Siemens und Radio Industria Zagreb), die man zu
600 kW zusammenschalten konnte. Die Antenne bildete ein 171,5 m hoher
abgespannter Rohrmast, der aus 3 voneinander isolierten Teilen besteht
(Isolatoren in 56 und 117 m Höhe). Dadurch kann die Antenne für Tag- und
Nachbetrieb unterschiedlich angespeist werden, um eine optimierte
Abstrahlung zu erreichen. Mit der Inbetriebnahme der Anlage am 15. Oktober
1969 erfolgte ein Frequenztausch mit Nürnberg: Ismaning 1602 kHz, Nürnberg
800 kHz. Auf 1602 kHz konnte durch das Fehlen anderer starker Sender und
durch die neue Sendeanlage eine phänomenale Nachtreichweite erzielt werden.
Tagsüber sollte mit 300 kW, nachts mit 600 kW gesendet werden. Da jedoch
Beeinträchtigungen schwacher Sender auf den Nachbarfrequenzen auftraten,
musste die Leistung nachts auf 370 kW gedrosselt werden. |
1978 verlor der
Bayerische Rundfunk im Zuge des Genfer Wellenplanes die Frequenz 1602
kHz. Die beiden Sender Ismaning und Nürnberg werden seitdem synchron auf
801 kHz betrieben. Bei der Umstellung ergab sich wieder das alte Problem
mit dem Gleichkanalsender Leningrad. Um nachts mit 600 kW senden zu
können, wurde in Lage 35° und 90 m vom Rohrmast entfernt ein 71 m hoher
Gittermast aufgestellt, der nachts als Sekundärstrahler eine
Phasenverschiebung zur Ausblendung Richtung Nordost ergab. Bei 300 kW-Betrieb war bereits kein Einzug
mehr gefordert und erst recht nicht nach Erneuerung bzw. Ersatz der Anlage durch einen
100 kW starken (voll transistorisiert; Hersteller Nautel, Kanada) Sender 1994.
Der Reflektormast wurde daher 1999 abgebaut. |

Der aktuelle voll transistorisierte 100 kW-MW-Sender, in Betrieb von1994
bis 2015, 2016 ins Rundfunkmuseum Cham verbracht. |
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Vom 9. Oktober 2007 an wurde über die 4
Mittelwellensender des Bayerischen Rundfunks (Ismaning 801 kHz, 100 kW;
Dillberg 801 kHz, 17 kW; Würzburg 729 kHz, 1 kW; Hof 729 kHz, 0,2 kW) das
Jugendradio "Bavarian Open Radio" ausgestrahlt. Ab dem 10.
Januar 2011 wurde schließlich über die Mittelwellensender des Bayerischen Rundfunks das
Schlager- und Volksmusikprogramm "Bayern Plus" gesendet. |
2011 wurde der Mittelwellensender wegen des
Umbaus des Sendergebäudes zu einem Rechenzentrum in den südlichen Sendersaal
versetzt. Um den notwenigen Platz zu schaffen, wurde schon im Juli 2010 er
Lorenz-Sender von 1938 abgebaut und für eine spätere museale Nutzung
eingelagert. |
Am 30. September 2015 um 12:45 Uhr wurde in
Ismaning der Mittelwellenbetrieb eingestellt, da mit den geringen
Hörerzahlen die Betriebskosten nicht mehr
gerechtfertigt werden konnten. Der Sender wurde dem Rundfunkmuseum Cham
überlassen und ist . Der 171,5 m hohe Sendemast wurde am 21. Juni 2017 gesprengt,
nachdem schon 2010 bzw. 2014 die beiden Sendemasten der ehemaligen
AFN-Anlage abgebaut wurden. |
Frequenzen der Mittelwellensender in München |
Datum |
kHz |
kW |
Standort, Sender,
Antenne, Anmerkungen |
30.03.24 |
618,6*) |
0,25 |
Verkehrsministerium München; Doppel-T 50 m lang zw. 2 Gebäuden |
03/1926 |
615,1*) |
0,25 |
Verkehrsministerium München;
Doppel-T 50 m lang zw. 2 Gebäuden |
01.04.26 |
615,1*) |
1,5 |
Stadelheim; Doppel-T an 2 x 100 m Stahlgittermasten |
14.11.26 |
560 |
1,5 |
Stadelheim; 5fach-T 90 m
lang an 2 x 75 m Holztürme |
13.01.29 |
559 |
1,5 |
Stadelheim; 5fach-T 90 m
lang an 2 x 75 m Holztürme |
30.06.29 |
563 |
1,5 |
Stadelheim; 5fach-T 90 m
lang an 2 x 75 m Holztürme |
03.12.32 |
563 |
60 |
Ismaning I; 3fach-T an 2 x 115 m Holztürme |
20.12.33 |
716 |
100 |
Ismaning I; 3fach-T an 2 x 115 m Holztürme
Interimsfrequenz bei Inbetriebnahme
des verstärkten Senders auf der bisherigen Berliner Welle (Tausch
Berlin-München-Mühlacker) zum leichteren Übergang auf den Luzerner Plan. |
15.01.34 |
740 |
100 |
Ismaning I; 3fach-T an 2 x
115 m Holztürme |
09/1934 |
740 |
100 |
Ismaning I; vertikaler Höhendipol an 163 m Holzturm |
01.08.39 |
740 |
100 |
Ismaning I; Dreiecks-Flächenantenne (drei 3fach-T) zw. drei abgespannten
50 m Rundstrahlmasten |
12.05.45 |
740 |
100 |
Ismaning I; vertikaler Höhendipol an 163 m Holzturm |
15.03.50 |
728 |
100 |
Ismaning I; vertikaler
Höhendipol an 163 m Holzturm
Vom Amerikanischen Hochkommissar dem Bayerischen Rundfunk zugewiesen. |
07.07.50 |
962 |
100 |
Ismaning II; vertikaler Höhendipol an 163 m Holzturm
Frequenzumstellung wegen Störungen
mit Griechenland; Frequenz von Hof. |
12.07.51 |
800 |
100 |
Ismaning II; tags vertikaler
Höhendipol in 163 m Holzturm,
nachts 2 x 94 m Stahlgittermasten mit Ausblendung in Richtung 35° |
03.03.66 |
800 |
100 |
Ismaning II; 2 x 94 m Stahlgittermasten,
nachts mit Ausblendung in Richtung 35° |
15.10.69 |
1602 |
300/370 |
Ismaning "Siemens/RIZ"; 171,5 m Stahlrohrmast
Frequenztausch mit Nürnberg-Dillberg |
23.11.78 |
801 |
300/600 |
Ismaning "Siemens/RIZ"; 171,5 m Stahlrohrmast, 71 m
Stahlgittermast 90 m Abstand in Richtung 35°;
Gleichwelle mit Dillberg |
1994 |
801 |
100 |
Ismaning "Nautel"; 171,5 m
Stahlrohrmast; Gleichwelle mit
Dillberg |
30.09.15 |
801 |
100 |
Betriebseinstellung BR |
Zweite Frequenz: |
31.08. bis 15.09.1925 |
724,7*) |
0,25 |
Verkehrsministerium München; Doppel-T 50 m lang zw. 2
Gebäuden
Versuchssendungen außerhalb des
Programms in den Nächten |
03/1926 bis 03/1927 |
1469,9*) |
0,25 |
Verkehrsministerium München; Doppel-T 50 m lang zw. 2
Gebäuden; gleichzeitig mit Sender in Stadelheim |
15.06.45 |
1249 |
100 |
Ismaning II; Dreiecks-Flächenantenne (drei 3fach-T) zw.
drei abgespannten 50 m Rundstrahlmasten
AFN, ab 28. November 1945 Gleichwelle
mit Mühlacker-AFN |
16.11.47 |
1249 |
100 |
Ismaning II; 125 m Stahlgittermast mit Dachkapazität |
15.03.50 |
1554 |
100 |
Ismaning II; 125 m
Stahlgittermast mit Dachkapazität |
07.07.50 |
548 |
100 |
Ismaning I; 125 m
Stahlgittermast mit Dachkapazität |
20.11.51 |
548 |
100 |
Ismaning I; 2 x 137 m Stahlgittermasten als Richtantenne |
28.10.63 |
1106 |
100 |
Ismaning I; 137 m Stahlgittermast
Abgabe der 548 kHz an
Deutschlandfunk |
24.04.68 |
1106 |
50 |
Ismaning I; 137 m Stahlgittermast |
Ende 1969 |
1106 |
50 |
Ismaning "Continental"; 96 m Stahlgittermast |
23.11.78 |
1107 |
50 |
Ismaning "Continental"; 96 m
Stahlgittermast |
Okt. 1986 |
1107 |
40 |
Ismaning
"Continental"; 96 m Stahlgittermast;
Leistungsreduzierung |
1992 |
1107 |
40 |
Betriebseinstellung AFN |
*) Nachträglich aus Wellenlängen errechnet |
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Kurzwelle |
Der Bayerische Rundfunk nahm im Funkhaus in
München-Freimann am 1. März 1946 einen Kurzwellensender mit 800 Watt
Leistung auf 6320 kHz in Betrieb, der im Februar 1948 nach Ismaning
übersiedelte und dort auf 6160 kHz eingesetzt wurde. In Ismaning bestand
schon eine Kurzwellensendanlage mit 4 Sendern
(2 x 57/75 kW, 2 x 100 kW) und 14 Rhombusantennen, die zwischen 1941 und 1943 von der "Reichspost"
im Auftrag des "Großdeutschen Rundfunks" errichtet und. 1945 von den USA
übernommen wurde. |
Am 23. Mai 1949 erfolgte die Betriebsaufnahme
des auf 10 kW verstärkten Kurzwellensenders des Bayerischen Rundfunks. Die Antenne bestand
aus drei Schleifendipolen zwischen drei Stahlgittermasten. Ab 3. April 1958
wurde auf 6085 kHz gesendet, einer Frequenz, der man bis zur endgültigen
Betriebseinstellung 2010 treu blieb. Ein vom BR im Eigenbau
hergestellter 10 kW-Sender ersetzte am 24. November 1960 den alten Sender.
Als Antenne diente nun ein um 90° geknickter horizontaler Ganzwellendipol. |
Im Juli 1976
wurde diese Antenne durch einen Dipol zwischen zwei neuen, je 35 m hohen
Stahlgittermasten ersetzt. Als Ausgleich für den Verlust der günstigen
Mittelwellen-Frequenz 1602 kHz wurde ab Februar 1979 einer der Sender
der benachbarten "Voice of America" tagsüber mit auf 50 kW reduzierter Leistung
benutzt. Nachts lief wie bisher der eigene 10-kW-Sender. |
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Der Kurzwellensender für 6085 kHz |
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Am 1. August 1980 erfolgte die Inbetriebnahme
einer neuen Kurzwellen-Rundstrahlantenne mit Anpassung des Abstrahlwinkels
an die jeweils günstigsten Reflexionsbedingungen der lonosphäre. Die
Antennenanlage bestand aus 2 übereinander liegenden Winkeldipolen (oberer
Winkeldipol später wieder entfernt), die als
Reusen ausgeführt und an 3 je 55 m hohen Gittermasten angebracht waren.
Die Sendeleistung des vorläufig von der "Voice of America" angemieteten
Senders konnte auf 100 kW erhöht werden (tagsüber
08.00 bis 17.30 Uhr). Im Herbst 1982 wurde schließlich ein eigener moderner
KW-Sender in Betrieb genommen, der bis zu 500 kW leisten konnte;
er wurde aber mit nur 100 kW betrieben. |
Das über Kurzwelle verbreitete Programm bestand
lange Zeit aus einer Übernahme von Bayern 1, ab 1970 von Bayern 3 und ab
1992 B5-aktuell. Seit dem 1. Juli 1999 werden Programmteile von Bayern 1 und
Bayern 2 in das Mantelprogramm von B5-aktuell eingefügt. |
Infolge des Rückgangs der Hörerzahlen auf Kurzwelle und des
allgemeinen Sparzwanges sollten die Ausstrahlungen auf Kurzwelle mit Ende
2002 eingestellt werden, wurden aber mit eingeschränkter Sendezeit (06.00
bis 24.00 Uhr) weiter geführt. Gleichzeitig wurde beim BR beschlossen,
mittelfristig den Kurzwellensendebetrieb in DRM (= Digital Radio Mondiale)
fortzusetzen. Nach neuerlichen Schließungsgerüchten Ende 2004 begannen am
16. Februar 2005 Versuchssendung in DRM. Nach anfänglichen technischen
Problemen mit der Umstellung (Unterdrückung des Trägers) des alten Senders
ging der BR am 2. Mai 2005 mit 10 kW Sendeleistung in den regulären
DRM-Sendebetrieb über. Die Sendeleistung wurde wenig später auf 50 kW
gesteigert. Über die digitale Kurzwelle wird das Programm "BR5 aktuell" in
der Zeit zwischen 06.00 und 00.05 Uhr ausgestrahlt. |
Am 1. Oktober 2010 wurden die Kurzwellenausstrahlungen
des Bayerischen Rundfunks endgültig eingestellt. Wegen der weiteren Nutzung
des Sendergebäudes als Rechenzentrum ist für den großen Kurzwellensender
kein Platz mehr und eine Neuanschaffung eines kleineren neuen Senders würde
sich nicht rechnen. Im Laufe des Jahres 2011 wurden daher Kurzwellensender und
Antennen abgebaut. |

Die Kurzwellenantennen vor ihrer Demontage 2011: links der Dipol zwischen 2 je 35 m hohen Masten
(Baujahr 1976), rechts der Winkeldipol an 3 je 55 m hohen
Masten (Baujahr 1980); der rot-weiße Mast (171,5 m) dient für die
MW-Ausstrahlung auf 801 kHz. |
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UKW-, DAB- und TV-Sender |
In Ismaning steht seit 1976 auch ein Gittermast in der Nähe des
Sendergebäudes für UKW. Ausgestrahlt werden die 5 BR-Hörfunkprogramme
(Senderleistung jeweils 6 kW, je 25 kW effektive Strahlungsleistung) sowie
seit 2011 "Radio Arabella" (11 kW effektive Strahlungsleistung). Daneben befinden sich am Standort noch zwei
DAB-Sender. Von 1998 bis 2005 lief in Ismaning auch ein DVB-T Sender
im Testbetrieb mit 400 Watt auf Kanal 43 (synchron mit Olympiaturm 200 Watt
und BR-Funkhaus Freimann 1000 Watt).
2012 ist in Ismaning die Inbetriebnahme eines neuen DVB
Multiplexcenters für drei
DVB-T Multiplexe
geplant, wobei zur Abstrahlung der neue, 2010 errichtete UKW-Sendemast
benützt wird. Die Sendeantenne befindet sich an dessen Mastspitze in 210 m
Höhe. |
Der erste UKW-Sender nahm in Ismaning am 20.
Februar 1957 den Betrieb auf. 1958 kam die Anlage aus München-Freimann
hinzu. UKW-Sendeantenne war in 63 m Höhe am 125 m-Sendemast der
AFN-Mittelwelle angebracht. Mit dem Sendebeginn eines 3. Programms am 31.
Oktober 1964 wurden ein 0,6 kW-Sender und zwei Vierfeld-Antennen in 95 m
Höhe am AFN-Mast installiert. In den Folgejahren erfolgte eine Verstärkung
der Sender auf 3 kW und die Installation neuer Antennen am Holzturm in 80 m
Höhe. Ende 1966 begannen Stereo-Sendungen (offiziell seit 24. Dezember
1966). |
1976 wurde für die UKW-Ausstrahlungen ein 103 m
hoher Stahlfachwerkmast nahe des Sendergebäudes errichtet, wobei Teile eines
Mastes aus den 1950er-Jahren zur Verwendung gelangten. Die Sendeleistung
wurde auf je 25 kW erhöht. Wegen altersbedingter Korrosion wurde
zwischen Mai und Dezember 2010 ca. 100 m entfernt ein neuer 210 m hoher
Sendemast errichtet. Die Inbetriebnahme erfolgte am 3. Dezember 2010.
Während vom alten Mast alle Programme aus 100 m Höhe ausgestrahlt
wurden, können am neuen Mast "BR Klassik " und neu "Radio Arabella" aus
190 m Höhe abgestrahlt werden. Die Sendeantennen der übrigen Programme
sind zur Vermeidung von Störungen wieder in 100 m Höhe montiert. Durch
Verwendung von Hochgewinnantennen (8 Ebenen) kann die Senderausgangsleistung
gedrosselt und damit Energie gespart werden. Die Strahlungsleitung beträgt
für die BR-Programme weiter 25 kW, für "Radio Arabella" 11 kW. |
Seit 1998 wird in Ismaning auch digitaler Rundfunk
(DAB)
ausgestrahlt. Genutzt werden die Kanäle 11C (7,9 kW) und 12D (1 kW).
Zunächst wurde dafür eine Sendeantenne ist an der Spitze des 171,5 m hohen Mittelwellensendemastes
benutzt. Mit der Inbetriebnahme des neuen UKW-Sendemastes 2010 wechselte man
dorthin, wobei wie bei UKW ein Hochgewinnantenne mit 8 Ebenen verwendet
wird. |
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US-Sender in Ismaning |
Die 1941 und 1943 von der "Reichspost" in
Ismaning installierten Kurzwellensender
(2 x 57/75 kW, 2 x 100 kW) wurden 1945 von den USA übernommen und für Sendungen
der "Voice of America" eingesetzt. Später kamen noch 2 Sender mit
je 35 kW (Hersteller Harris) und ein 8 kW
starker Sender (Hersteller Gates) dazu. Zwischen 1988 und 1994 erfolgten Stilllegung und Abbau all dieser
Kurzwellensender sowie der insgesamt 15 Rhombusantennen. |
Bereits 1949 ging auch ein 150 kW-Mittelwellen-sender für 1196 kHz in Betrieb. 1965 wurde ein
neuer MW-Sender mit 300 kW in Betrieb genommen. Die Antenne
(4 Türme zu je 120 m, Vorzugsrichtungen 60, 115 und 240 Grad, oder
Rundstrahlung über einen Mast) wurde Mitte der 1990er Jahre überholt. Die 4
Masten der Anlage konnten so geschaltet werden, dass eine ausgeprägte
Richtwirkung entstand und die Senderleistung von 300 kW auf eine effektive
Strahlungsleistung von ca. 1500 kW in Senderichtung gesteigert werden konnte.
Ab 1978 wurde auf 1197 kHz gesendet. 1995 erfolgte die Erneuerung des
Senders
(300 kW Halbleitersender THOMCAST TMW 2300-S7). Von 1985 bis 1995
wurde ein musikorientiertes 24-Stundenprogramm unter dem Titel "VOA
Eurpoe" gesendet. Danach kamen tagsüber das |

MW-Richtantenne 2001: Die vier Masten im Vordergrund (4x120 m) bilden die
Richtantenne für 1197 kHz. Die Masten im Hintergrund gehören dem Bayerischen Rundfunk: von links KW-Antennen
2x35 m u. 3x55 m, ehem. Mast für UKW 100 m, MW-Antenne 171,5 m,
ehem. MW-Reserveantenne 105 m. |
Nachrichtenprogramm "VOA
News Now" sowie am Morgen und Abend Fremdsprachenprogramme für den Balkan. Am 28. März 2004 wurde "VOA News Now" eingestellt.
Bis zum 26. März 2005 erfolgten noch Sendungen von VOA und RFE in
Serbisch, Kroatisch, Bosnisch und Special Englisch für den Balkan im
Gesamtausmaß von täglich 7 Stunden. Die Anlage wurde im März 2007 demontiert und
war für den Wiederaufbau andernorts vorgesehen. |
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In dieser Anlage befand sich
bis Ende 2007 auch die Zentrale für die weltweite Steuerung der Sendeanlagen
der IBB (International Broadcasting Bureau; zuvor MRS – Munich Relay
Station), daher am Bild die vielen Satellitenschüsseln. |
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Mehr Fotos von den Antennen vom Mai 2008, Juli 2010 und Oktober 2012 |
Die Angaben zu dieser Seite stammen großteils
aus dem Heft:
50 Jahre Großsenderanlage Ismaning, BR, Technische Direktion, München 1982
Andreas Brudnjak, Die Geschichte der deutschen Mittelwellen-Sendeanlagen von
1923 bis 1945, Dessau 2010 |
Links:
http://www.br-online.de
Bayerischer Rundfunk |
letzte
Änderung: 24.06.2017 |