(Rund)Funkgeschichte Österreichs
 

Kurzgeschichte der Funktechnik und der Entstehung des Radios in Österreich




Schwere Geburt - Radio in Österreich 1921-1924
- für 3 Jahre eine längere Geschichte
 
November 1918 - Juni 1922
Die Suche nach dem Sinn
Nach dem 1. Weltkrieg gab es neben den Stationen in Wien (Kriegsministerium und Laaerberg) und in Deutsch-Altenburg im heutigen Staatsgebiet von Österreich noch einige weitere Radiotelegrafieanlagen. In Graz bestand seit Mitte Mai 1915 eine stationäre Radiostation, die nach dem Krieg auf den Ruckerlberg (im östlichen Stadtgebiet von Graz) verlegt wurde. In Klagenfurt, Linz, Sollenau (nördlich von Wiener Neustadt) und St. Pölten waren transportable Anlagen stationiert, die jedoch mangels Verwendungszweck großteils zerlegt waren.
Man suchte nun eine sinnvolle zivile Nutzung der Anlagen. Für ein geplantes nationales Radiotelegrafiesystem sollten in allen Landeshauptstädten ehest Sender gebaut werden (mit Ausnahme von Eisenstadt und Bregenz [hier nur eine Empfangsstation]). 1920/21 war die Übernahme der militärischen Stationen und der Ersatz durch moderne Röhrensender geplant, was aber mangels Geld scheiterte.
Der staatliche Telegrafendienst war technisch wie organisatorisch sehr mangelhaft. Man suchte daher in der Privatisierung eine effiziente und kommerziell erfolgreiche Betriebsführung. Im Sommer 1921 gab es drei Bewerber (Telefunken, Marconi und die französische CGTSF) für die Konzession zur Durchführung des Auslandsfunkverkehrs. Am 13. September 1921 erfolgte auch ein Ansuchen einer Interessensgemeinschaft um die Firma Schrack, an der auch der später zu Ehren kommende Oskar Czeija beteiligt war. Die Vergabe erfolgte schließlich im Juni 1922 an die "Marconi Wireless Telegraph Co. Ltd.", welche als österreichische Niederlassung die "Österreichische Marconi AG" gründete, woraus später die "Radio Austria AG" wurde.
Gleichzeitig gab es erste Überlegungen für einen "Inlandsradioverkehr" bzw. "Radio-Länderverkehr", dessen Zweck aber vorerst noch nicht klar war. Zuerst dachte man an einen "Wirtschaftsfunkdienst" nach deutschem Vorbild. Dieser wäre aber in Österreich nicht rentabel zu betreiben gewesen und hätte überdies rechtliche Probleme mit der Marconi-Gesellschaft ergeben, die alle Rechte für den Nachrichtendienst mit dem Ausland besaß. Zunächst beschloss man im Oktober 1922, auch den internen Radiobetrieb zu verpachten und alle nichtmilitärischen staatlichen Aktivitäten im Bereich der Funktechnik einzustellen. Damit war aber klar, dass ein "interner Radiobetrieb" nur mit kommerziell ausgerichtetem Unterhaltungsrundfunk möglich war.
Schon im August 1922 versuchte die bei der Konzessionsvergabe des Auslandsnachrichtendienst gegen Marconi unterlegenen "Österreichische Drahtlose Verkehrsgesellschaft m.b.H." (dahinter stehend Telefunken), "als Entschädigung" für die entgangenen Geschäfte den Inlands-Rundfunkdienst übertragen zu bekommen. Für Februar 1923 war eine Betriebsaufnahme beabsichtigt. Man dachte dabei an eine Ausstrahlung von "Zirkulartelegrammen" an einen begrenzten Teilnehmerkreis, nicht an ein Unterhaltungsprogramm nach dem Muster des amerikanischen "Broadcasting-Betriebes".
 
Juli 1922 - April 1923
Wettlauf der Konzessionäre
Ende Juli 1922 traten jedoch zwei Konzessionswerber auf, die von Anfang an einen kommerziell ausgerichteten Unterhaltungsrundfunk anstrebten.
Zunächst hatte ein Hugo Janistyn vor, im Einvernehmen mit der Staatsoperdirektion "telephonisch aufgenommene" Opern-, Konzert- und Theaterdarbietungen mittels Telefonleitungen einem größeren Publikum zugänglich zu machen, "sei es durch Freiluft-, Saal- oder Heimdarbietungen". Bereits zur Wiener Herbstmesse 1922 wollte man Probesendungen ausstrahlen. Die Telegrafenbehörde hielt Janistyns Pläne jedoch für unausgegoren, da vor allem die technischen Details sehr vage erschienen. Der entscheidende Grund für die Ablehnung war jedoch, dass sich "eine Gruppe Wiener Telefonfabriken, angeregt durch ihre umfangreichen, ähnlichen Zwecken dienenden Lieferungen nach Amerika um eine Konzession zur drahtlosen Übermittlung von Musikaufführungen, Vorträgen usf. bewerben wird." Man wollte daher gegenwärtig nicht einer Firma das alleinige Recht für Rundfunkübertragungen einräumen.
Zwei Tage nach Janistyn reichte die Firmengruppe unter dem Namen "Radiovox" das Konzessionsgesuch ein, wobei man auf Vorbilder in den USA und der Schweiz (Radiophon AG) verwies. Man strebte eine 30-jährige Monopolkonzession an. Die Empfangsgeräte sollten entweder selbst betrieben, vermietet oder an "Abonnenten" verkauft werden. Die Finanzierung sollte über Lizenzgebühren aus den veräußerten Geräten und "Abonnementsgebühren" erfolgen. Der Staat sollte neben einer Lizenzgebühr einen 5%-ige Anteil am Reingewinn des Unternehmens erhalten.
Am 15. November 1922 ging schließlich noch ein drittes Gesuch um eine Rundfunkkonzession ein. Sie kam von einer Gruppe um den Elektroindustriellen Schrack. Im Gegensatz zu den beiden anderen Konzessionswerbern strebte Schrack eine Genossenschaft als Unternehmensform an, um damit allen im Rundfunkbereich tätigen Firmen in Österreich eine gemeinsame Plattform zu bieten. Wie schon ein Jahr zuvor war auch Oskar Czeija an der Schrack-Gruppe beteiligt, welcher nun seine guten Beziehungen zu Politikern und Geldgebern in der Steiermark auszubauen begann.
Nach längerer Begutachtung der Ansuchen favorisierte die Telegrafenbehörde schließlich die Gruppe um Schrack für die Vergabe der Rundfunkkonzession.
Durch die Verzögerungen der Behörde steigerte die Marconi-Gesellschaft den Druck auf die heimische Radiounternehmen und Telefunken (vertreten durch die "Österreichische Drahtlose Verkehrsgesellschaft m.b.H."). Dies führte am 2. Mai 1923 zur Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft mit Namen "Radiovox" mit dem Zweck, Unterhaltungsrundfunk zu betreiben.
Der Schrack-Gruppe kamen nun Oskar Czeijas gute Beziehungen zum steirischen Landeshauptmann Rintelen und steirischen Banken zugute, womit er einen Gesinnungswandel zugunsten der Schrack-Gruppe bewirken konnte und letztlich sogar einen Wechsel der Firma Kapsch von "Radiovox" zu Schrack erreichte. Überdies gelang es, mit Hilfe einer halbstaatlichen Bank ein Finanzierungskonzept zu erstellen, das neben 10% aus dem Verkauf der Empfangsgeräte eine monatliche Teilnehmergebühr vorsah. Wegen der Höhe der Gebühr rechnete man für das erste Betriebsjahr mit nur 500 Teilnehmern.
Oskar Czeija wird gerne als der "Vater" des Rundfunks in Österreich bezeichnet - eine Rolle, deren Zustandekommen er in seiner späteren Stellung als Geschäftsführer der ersten Rundfunkgesellschaft Österreichs (RAVAG) kräftig förderte. Der Jurist Czeija aus Graz kam nach dem 1. Weltkrieg mit der Funktechnik in Berührung. Die nach dem 1. Weltkrieg nutzlos gewordene Radiotelegrafiestation auf den Ruckerlberg bei Graz wurde der steirischen Landesregierung zur Nutzung übergeben. Damit bekam Czeija Einblick in die Grundlagen der drahtlosen Telegrafie. Meldungen aus den USA ließen die neuen Möglichkeiten der sich rasch entwickelnden Nachrichtentechnik erahnen und bewogen Czeija dazu, 1920 den Staatsdienst zu quittieren und sich ganz seinem Plan zu widmen, ein kommerzielles Unternehmen für eine öffentliche radiotelegrafische Nachrichtenübermittlung aufzubauen. Bereits am 21. September 1921 suchte er im Rahmen einer Interessengemeinschaft um eine Konzession für die reine Nachrichtenübermittlung mit dem Ausland an, die aber im Juni 1922 an die "Marconi Wireless Telegraph Co. Ltd." (später "Radio Austria AG") ging.
Am 14. April 1923 wandte man sich mit der dringenden Bitte an das Verkehrsministerium, eine provisorische Bewilligung zur Abhaltung von Versuchssendungen zu bekommen. Für den Fall einer Bewilligung versprach die Schrack-Gruppe mit der sofortigen Aufnahme des Sendebetriebs über die einzige dafür geeignete staatliche Sendestelle am Dach des ehemaligen Heeresministeriums. Mittlerweile waren nämlich eine Reihe weiterer Bewerber in den Ring getreten und einer davon hatte sogar mit Versuchssendungen begonnen, ohne dafür eine entsprechende Erlaubnis zu haben.
 
Es gab im Frühjahr 1923 folgende Bewerber um eine Rundfunkkonzession in Österreich:
1) "Radiovox" (Unternehmen der österreichischen Radioindustrie)
2) Drahtlose Verkehrsgesellschaft (Telefunken)
3) Schrack-Gruppe (Firmen Schrack und Kapsch, Dozent Ettenreich, ÖCI [Bank])
4) "Atlantis"
5) Vereinigte Telephonfabriken AG Czeija, Nissl & Co. und Johann Kremenetzky
6) Siederer & Co. Industrie- und Handels AG (aus Berlin mit Niederlassung in Wien)
7) Gruppe "Broadcasting" Österreichische Radio GmbH und Leopolder & Sohn
8) Emanuel Buchinger (Redakteur mit radiotechnischem Hintergrund)
9) der Industrielle Guidenus und der NR-Abgeordnete Heindl
10) Buchverlag Wiener Literarische Anstalt
11) Österreichische Telefongesellschaft m.b.H.
12) Österreichische Marconi AG
 
April 1923 - Februar 1924
Es begann mit einem "Piratensender"
Neben den bereits oben erwähnten Bewerbern ist unter den eben genannten nur die der Vereinigte Telephonfabriken AG Czeija, Nissl & Co. und Johann Kremenetzky interessant. Die beiden Unternehmen Czeija & Nissl und Kremenetzky hatten sich nämlich nicht nur zusammengeschlossen, sondern auch gleich ein Übereinkommen mit dem Technischen Gewerbemuseum (= ein technisches Gymnasium) über die Benützung der Anlagen der radiotechnischen Versuchsabteilung geschlossen. Hier stand nämlich ein von Czeija & Nissl hergestellter 100-Watt-Sender, über den man das Programm auszustrahlen beabsichtigte. Doch schon vom 1. April 1923 an sendete man sporadisch vom Firmengeländen von Czeija & Nissl in der Dresdnerstraße in Wien unter dem Namen "Radio Hekaphon" auf "Welle 600" (= 500 kHz). Die Station war ein Einmannbetrieb des engagierten Technikers von Czeija & Nissl, Oskar Koton.
Die beiden Unternehmen waren mit amerikanischen Elektrokonzernen liiert: an Czeija & Nissl war die Western Electric Company beteiligt, Kremenetzky hatte wiederum eine Patent- und Lieferübereinkommen mit General Electric. Es lag daher in der Natur der Sache, dass die beiden Unternehmen ein Konzept nach US-Vorbild verfolgten. Dank der Patentrechte konnte man sofort mit der Produktion von Empfangsgeräten beginnen. Durch die Anmietung der Anlagen im TGM (= Technologisches Gewerbemuseum) schuf man sich die Möglichkeit, sofort mit Versuchssendungen zu beginnen, da das TGM schon seit dem 30. Mai 1921 die Erlaubnis zum Betrieb eines Versuchssenders besaß, der aber für Mess- und Demonstrationszwecke im Schulbetrieb verwendet werden sollte, nicht jedoch für die Aussendung von Unterhaltungsprogrammen.
Die Telegrafenverwaltung lehnte daher die forsche Vorgangsweise ab und bezeichnete die Versuchssendungen als groben Unfug. Doch die Rechtslage war sehr verwirrend und bot vorerst kaum Möglichkeiten, gegen die Sendungen einzuschreiten. Erst nach 9 Monaten konnte man sich zur Rechtsauffassung durchringen, dass die Sendungen illegal wären und der Sender stillzulegen sei.
In der Zwischenzeit konnte "Radio Hekaphon" unbehelligt und unter großer Anteilnahme auch von offizieller Seite senden. Die quasi erste offizielle Rundfunksendung Österreichs fand am 2. September 1923 anlässlich der Eröffnung der Wiener Herbstmesse statt. Infolge der Sendungen von "Radio Hekaphon" entstanden im Herbst 1923 die ersten Radiovereine und -zeitschriften. Es gab zu jener Zeit nämlich noch immer keinen freien Verkauf von Radioempfängern. In Österreich bestanden nur zwei Hersteller von Empfangsgeräten: Czeija & Nissl und E. Schrack. In Wien existierte nur ein einziges Geschäft (Paul Planer), in dem trotz strenger Rechtsvorschriften offen Radioempfänger zum Verkauf angeboten wurden. Noch immer gab es weit verbreitete Zweifel am Gebrauchwert des Rundfunks. Erst als am 13. Dezember 1923 "Radio Hekaphon" mit regelmäßigen Unterhaltungssendungen begann, schmolz das Eis des amtlichen Widerstandes langsam.
Um die Jahreswende 1923/24 dürfte es in Wien schon über 2000 Empfangsgeräte gegeben haben, wovon nur ein Teil Neugeräte waren. Viele ehemalige Radiotelegrafisten waren in der Lage, selbst Geräte zum Empfang der Rundfunksendungen herzustellen. Es gab auch noch eine große Anzahl an Feldapparaten, die nun umgebaut wurden. Am 4. Januar 1924 gab es auch in Graz Sendevorführungen des Steirischen Radioclubs mit einem Czeija & Nissl-Sender, die freilich illegal waren.
Die Radioclubs waren in ihren Ansichten schon weiter als die Behörden. Am 24. Februar 1924 forderten sie bei einem Treffen in Graz in einer Resolution u.a.: Weitgehende Experimentierfreiheit im Wellenbereich bis 200 m, Ausstattung des Wiener Senders mit mindestens 2 kW Sendeleistung und der Lokalsender mit ausreichender Leistung für Detektorempfang.
 
Februar 1924 - Oktober 1924
"Ordnung" muss sein
Die Gründung einer Betreibergesellschaft für Rundfunk wurde - wie in Österreich üblich - zu einem Politikum. Da es vornehmlich um die Finanzierung des neuen Mediums ging, spielten bei den Verhandlungen Banken die Hauptrolle. Man "vergaß" daher, den Sozialdemokraten - der bestimmenden politischen Kraft in Wien - ein entsprechendes Mitspracherecht einzuräumen. Die mühsam erstrittene Organisationsstruktur des künftigen Rundfunks war wieder in Frage gestellt. Auch die kommerzielle Ausrichtung des Rundfunks wurde angezweifelt und eine Beteiligung öffentlicher Körperschaften gefordert bzw. sogar der Betrieb durch eine staatliche Firma.
Durch die Testsendungen von "Radio Hekaphon" ab Dezember 1923 entstand eine verworrene Situation. Zuerst schwand der amtliche Widerstand gegen die Sendungen, da man sich daraus eine Erfahrungsgrundlage für das künftige Interesse der Bevölkerung am Rundfunk erwartete. Die Radioindustrie protestierte jedoch gegen diesen Alleingang eines Mitbewerbers. Als dann vier der Mitbewerber zu Minderheitsaktionären des künftigen Rundfunkbetreibers wurden, war die Radioindustrie plötzlich sogar für eine Erweiterung der Probesendungen, weil dies den kommerziellen Interessen dienlich war. Nun stand man aber vor dem Problem, dass der Betreiber von "Radio Hekaphon", die Firma Czeija & Nissl, nicht an der künftigen Rundfunkbetreibergesellschaft beteiligt war. Somit konnte man Czeija & Nissl nicht dafür gewinnen, die mit Kosten verbundenen Probesendungen weiterzuführen, bis die in Gründung befindliche RAVAG bereit war, Sendungen über eine eigene Anlage aufzunehmen.
Die Generalpostdirektion versuchte zu vermitteln, z.B. mit dem Vorschlag, die künftige RAVAG solle den Sender von "Radio Hekaphon" übernehmen. Unmittelbar nach Erteilung der Konzession am 19. Februar 1924 an die künftige RAVAG stellte aber Czeija & Nissl ihre Versuchssendungen vorübergehend ein und forderte die Konzessionsinhaber zur Übernahme des Senders auf, verlangte dafür aber eine sehr hohe Geldsumme. Die Konzessionsinhaber lehnten dies ab. In der Folge wollte auch die Firma Kapsch ihren Sender vorübergehend der künftigen RAVAG zur Verfügung stellen. Da auch Kapsch nicht Teilhaber des künftigen Rundfunkbetreiberkonsortiums war, lehnte man ab und die Konzessionsinhaber versuchten so rasch wie möglich, eine Sendemöglichkeit über staatliche Einrichtungen zu schaffen. Insbesondere war dabei an den 1 kW-Telefunken-Sender im Dachgeschoss des ehemaligen Kriegsministeriums gedacht, der einfach für die Ausstrahlung von Sprachsendungen zu adaptieren war. Der zuständige Heeresminister Karl Vaugoin war dem Unternehmen gut gesonnen.
Die erste Versuchssendung fand dann auch schon am 27. März 1924 statt. Bedauerlichweise war dieser Sender aber auch für die Zivilluftfahrt des Flugplatzes Aspern in Benützung. Somit war die Generalpostdirektion nicht bereit, diesen Sender an die künftige RAVAG, welche schon für den 1. Juli 1924 die Aufnahme des regulären Programmbetriebes anstrebte, zu übergeben. Erst auf großen politische Druck konnte die Generalpostdirektion dazu bewegt werden, die Benützung des Senders für tagsüber 1 Stunde und abends ab 18 Uhr zu gestatten. Überdies durfte der "Hekaphon"-Sender nicht gestört werden, der mittlerweile wieder Testsendungen ausstrahlte. Am 10. März 1924 strahlte Radio "Hekaphon" das erste Rundfunkkonzert aus. In Österreich gab es schon etwa 30.000 Empfangsgeräte, was zu einem überwältigenden Erfolg des neuen Mediums führte.
Bis Mai 1924 konnten die - vorerst provisorischen - technischen Umbauten zur Aufnahme eines Programmbetriebes im Dachgeschoss des ehemaligen Kriegsministeriums durchgeführt werden. Es war der Boxkampf zwischen Dempsey und Carpentier am 14. Mai 1924, der die Gelegenheit für eine erste große Sendung bot. Die Resultate dieser Versuchssendung waren ernüchternd. Vor allem war die Übertragungsqualität sehr mangelhaft, was die Betreiber neuerlich die Forderung nach Übergabe der Sendeanlage erheben ließ, um die Anlage grundlegend umbauen zu können.
Am 14. Juli 1924 wurde die RAVAG (Radio-Verkehrs-AG) offiziell gegründet und Oskar Czeija zum ihrem Geschäftsführer bestellt. Etwa zur selben Zeit konnte bezüglich des Senders eine Einigung erzielt werden. Demnach musste die RAVAG am Flugfeld in Aspern einen Sender für die Flugsicherung errichten und erhielt dafür die alleinigen Rechte zur Nutzung des Senders im Kriegsministeriums. Da schon bei den ersten Sendeversuchen im Mai erkannt wurde, dass der Sender veraltet war, bestellte Oskar Czeija auf eigene Rechnung bei Telefunken in Berlin um den Betrag einer halben Milliarde Kronen (Inflation!) einen neuen Sender, der Ende Juli 1924 in Wien eintraf. Am 21. Juli 1924 wurde der Generalpostdirektion das definitive Konzept zur Aufnahme des regulären Programmbetriebes vorgelegt und genehmigt. Vorerst waren umfangreiche technische Umbauten notwendig, wozu auch der Austausch des Senders gehörte. Dafür wurde der alte Sender am 5. August 1924 abgeschaltet. Gemäß einem Abkommen mit der Firma Czeija & Nissl zur Teilung der Kosten konnte deren "Hekaphon"-Sender benützt werden und strahlte während des gesamten Monats August bereits täglich ein mehrstündiges Unterhaltungsprogramm aus.
Rechtzeitig vor Eröffnung der Wiener Herbstmesse konnte der neue Sender am 27. August 1924 erstmals mit Versuchssendungen beginnen, während der "Hekaphon"-Sender nach über einem Jahr Tätigkeit am 1. September 1924 endgültig seinen Betrieb einstellte.
Am 7. September 1924, an dem die Wiener Herbstmesse eröffnet wurde, begann die RAVAG mit einem mehrstündigen täglichen Musik- und Vortragsprogramm. Am 30. September 1924 fand die konstituierende Generalversammlung der RAVAG statt, bei der Oskar Czeija zum Generaldirektor bestellt wurde. Nachdem der Probebetrieb in den Monaten August und September sehr erfolgreich verlief, konnte am 1. Oktober 1924 der reguläre Sendebetrieb aufgenommen werden.
 

Radiogeschichte Österreichs (1924-1939)

letzte Änderung: 11.04.2005

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