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1955-2005 - 50 Jahre Fernsehen in Österreich | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kein Massenmedium hat unser Leben stärker verändert als das Fernsehen. Offenbar ahnten die Väter des Fernsehens in Österreich die anstehende Revolution, denn mit der traditionellen österreichischen Skepsis allen Neuen gegenüber wurde als erste reguläre TV-Sendung am 1. August 1955 eine tief schürfende Diskussion zum Thema "Ist das Fernsehen eine Gefahr für die Presse" angesetzt. Es scheint eben typisch für Österreich, das Neue vorsichtshalber zunächst einmal gleich in Frage zu stellen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Für den Österreichischen Rundfunk hatte nach dem 2.
Weltkrieg der Aufbau einer flächendeckenden Rundfunkversorgung Priorität,
was aufgrund der gebirgigen Topographie des Landes schwierig war. Das
Fernsehen musste sich daher gedulden. Dennoch begannen einige engagierte Techniker des Österreichischen Rundfunks schon 1951, Versuchsanlagen für Fernsehen im Funkhaus in Wien zu bauen. Ende 1952 war es so weit, dass eine Fernsehkamera und die notwendigen Übertragungseinrichtungen - von den Technikern selbst gebaut - praktisch vorgeführt werden konnten. Das "Programm" wurde ebenfalls von den Technikern gestaltet. Nach diesen bescheidenen, aber erfolgreichen Versuchen konnten weitere Finanzmittel locker gemacht werden. Zwei weitere Kameras wurden gebaut, Geräte angeschafft, die Einrichtung eines kleinen Fernsehstudios begonnen. Gemeinsam mit der Postverwaltung begann die Schulung des notwendigen technischen Betriebspersonals. Im Herbst 1954 stellte sich das Fernsehen des Österreichischen Rundfunks erstmals der Öffentlichkeit vor. In einer Ausstellung, die der Österreichische Rundfunk anlässlich seines 30-jährigen Bestehens im Wiener Künstlerhaus veranstaltete, wurde ein Fernsehstudio eingerichtet. Das Programm wurde freilich noch nicht über Sender verbreitet, sondern konnte nur über Fernsehgeräte in den Nebenräumen des Künstlerhauses angesehen werden. Im Dezember 1954 fasste man den Entschluss, die Voraussetzungen zu schaffen, um bis Ende 1956 einen regelmäßigen Fernsehbetrieb mit 20 Wochenstunden aufnehmen zu können. Schon zu diesem Zeitpunkt sollte zumindest die Hälfte der Bevölkerung Österreichs in der Lage sein, das Fernsehprogramm in ausreichender Güte empfangen zu können, was den sofortigen Bau mehrerer Großsendeanlagen notwendig machte. Mit dieser Vorgabe sollte auch eine rasche Zunahme der Fernsehteilnehmer und damit eine billigere Fernsehgeräteproduktion bewirkt werden, als dies bei nur einem schwachen Versuchssender der Fall gewesen wäre. |
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Der Entschluss zur baldigen Einführung des Fernsehens konnte nur deshalb gefasst werden, weil schon mehrere Jahre zuvor bei der Planung der UKW-Sendeanlagen auf die Bedürfnisse des Fernsehens Rücksicht genommen worden war. Diese Sendeanlagen waren aber noch nicht begonnen und standen daher erst im Laufe des Jahres 1956 zur Verfügung. Es war daher besonderes Engagement gefordert, um am 1. August 1955 über provisorische Sender in Wien, Graz, Linz und Salzburg mit der Ausstrahlung des Fernseh-Versuchsprogramms zu beginnen. Da Fernsehen damals eine eine verhältnismäßig noch teurere Angelegenheit als heute war, musste der Bau neuer größerer Studios vorerst unterbleiben. Der Raummangel war damit ein großes Hindernis in der Programmgestaltung und machte die zeitweilige Benützung von Filmstudios, Theatern und andern Räumen mit allen damit verbundenen Nachteilen notwendig. Ende 1956 wurde schließlich das ehemalige Filmatelier Schönbrunn angekauft, in dem TV-Studios eingereichtet werden konnten. |
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![]() Ende 1957 waren bereits die Bevölkerungszentren Österreichs mit Fernsehen versorgt (54% der Gesamtbevölkerung). Die Bewohner der Gebirgsregionen mussten sich noch gedulden. Erst im Laufe des Jahres 1958 gingen z.B. die TV-Sender am Patscherkofel bei Innsbruck und am Pfänder bei Bregenz in Betrieb. Bis auch die Bewohner der etwas abgelegenen Täler in den Genuss des Fernsehens kamen, dauerte es freilich noch bis Ende der 1960er-Jahre. Grafik aus: Öst. Rundfunk, Bilanz des Jahrzehnts, Wien 1957 |
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Daten der TV-Sender in Österreich Ende 1957
(* = in Bau, Betriebsaufnahme 1958)
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Ein Rückblick aus der Sicht der Zuseher | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heute nehmen wir es als Selbstverständlichkeit hin, mehr als 20 Fernsehprogramme rund um die Uhr zur Auswahl zu haben. Noch in den 1980er-Jahren sah das freilich ganz anders aus. In Österreich konnten zumeist nur die beiden Programme des ORF empfangen werden. Lediglich in weiten Teilen von Oberösterreich und entlang der Grenze zu Deutschland war es möglich, die Programme aus dem Nachbarland zu sehen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Der heute übliche Satelliten-Direktempfang begann erst im Lauf des Jahres 1985 mit wenigen Programmen, die über den französischen Kommunikationssatelliten ECS-F1, der über 9 Transponder verfügte, ausgestrahlt wurden (3Sat am 1. Dezember 1984, Sat1 am 1. Januar 1985, RTL-Plus am 28. August 1985). Der Durchbruch des Satellitenfernsehens erfolgte mit dem Programmbetriebes über den ersten ASTRA-Satelliten ("1A") am 1. Februar 1989 (Sat1, RTL-Plus, Pro7 und Teleclub ab 8. Dezember 1989). In den folgenden Jahren änderte sich die Fernsehlandschaft radikal, und die öffentlich-rechtlichen Fernsehanbieter mussten sich der privaten Konkurrenz aus dem All anpassen, indem z.B. nun auch eine Programm rund um die Uhr angeboten wurde. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zuvor war das Programm nämlich zeitlich sehr eingeschränkt. Machen wir einen Blick in die 1970er-Jahre: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das reguläre Programm begann um 18 Uhr. Nur am Mittwoch gab es ab 16 Uhr Kindersendungen. Am Wochenende wurde allerdings auch schon früher begonnen, wobei hier oft Sportsendungen am Programmbeginn standen. Während der Woche gab es in Österreich auch schon Sendungen am Vormittag, das allerdings nur aus Schulfernsehsendungen und Wiederholungen vom Vortag (so genanntes Schichtarbeiterprogramm) bestand. Sendeschluss war oft schon um 23 Uhr, selten nach 1 Uhr nachts. Zum Programmende wurde die Bundeshymne zum Bild der wehenden Staatsflagge gespielt. Danach wurden die Sender abgeschaltet. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]() Fernsehprogramm vom 27. November 1972 aus einer Linzer Tageszeitung |
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In den Zeiten ohne reguläres Programm wurde ein Testbild ausgestrahlt, das dazu diente, Fernsehgeräte richtig einstellen zu können. Dies war früher nämlich auch nicht so einfach wie heute. Eine Dachantenne musste sorgfältig auf einen Sender abgestimmt werden, vor allem wenn dieser etwas weiter entfernt lag. Die Fernsehgeräte hatten in den 1970er-Jahren natürlich keinen Sendersuchlauf und auch keine Fernbedienung. Über kleine Drehknöpfe am Gerät musste mühsam so lange gedreht werden, bis ein Bild zu sehen war. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Einige Links zur technischen Entwicklung des Fernsehens, welche hauptsächlich in England und den USA passierte: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
http://www.tvhistory.tv Frühe Geschichte des Fernsehens (mit Schwerpunkt USA) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
http://www.tvdawn.com TV-Sendungen wurden zunächst auch auf Platten aufgenommen! | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
http://www.bvws.org.uk/405alive/index.html Freunde des alten britischen 405-Linien SW-TV-Systems | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
http://www.earlytelevision.org Fernsehgeschichte mit Schwerpunkt für Sammler alter TV-Geräte | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
letzte Änderung: 24.02.2019 |
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