Radio in Oberösterreich
 

über die sendetechnische Entwicklung des Rundfunks in OÖ.




Alles digital?
Von Bürokraten wurde einmal geplant, ab 2006 alle Radio- und TV-Programme flächendeckend nur mehr digital zu übertragen. Dies erschien schon zum Zeitpunkt der Planung reichlich unrealistisch, wenn man bedenkt, dass man die Hörgewohnheiten der Leute ändern muss und es gewiss viele Jahre brauchen wird, um eine entsprechende Anzahl an Empfangsgeräten unters Volk zu bringen. Zudem sind die meisten Hörer mit der derzeitigen Qualität der Rundfunksendungen vollauf zufrieden, womit der Anreiz fehlt, sich neue Geräte zu kaufen.

In der Folge dieser nicht gerade guten Perspektiven zeigten sowohl die Rundfunkgeräteindustrie als auch vor allem private Rundfunkanbieter bislang wenig Engagement in der Einführung der neuen digitale Rundfunkübertragungstechnik. Vor diesem Hintergrund ist es ungewiss, wann zumindest in Österreich Rundfunk nur mehr digital ausgestrahlt wird. Es gibt sogar generelle Zweifel, ob sich der Digitalrundfunk in absehbarer Zeit etablieren lässt. Mit Ausnahme von Großbritannien gibt es in Europa noch keine umfangreiche Nutzung des Digitalrundfunks.

In Deutschland wurden allerdings schon seit einigen Jahren in den Ballungsräumen die bestehenden Fernsehsender auf DVB-T umgestellt, da der terrestrische analoge TV-Empfang dort nur mehr einen sehr geringen Anteil aufweist. Da die österreichischen TV-Programme nie analog über Satellit verbreitet wurden, spielt hierzulande der analoge Empfang via Antenne noch immer eine bedeutende Rolle, was eine Digitalisierung erschwert. Seit 26. Oktober 2006 wurde, beginnend mit den Ballungsräumen, auch in Österreich das TV-Sendernetz digitalisiert. Ein Großteil aller TV-Sendeanlagen wird bis 2012 auf DVB-T umgerüstet. Umsetzer mit geringer lokaler Bedeutung werden still gelegt.

Bereits seit 1. September 2000 werden dagegen sämtliche ORF-Programme über Satellit digital verbreitet. Terrestrischen Sendeanlagen für digitales Radio (DAB) gab es in Österreich von Januar 1999 bis Ende 2008 neben Wien auch im unteren Inntal in Tirol. DVB-T (Digital Video Broadcasting-Terrestrial) wurde in Österreich seit April 2004 nur in Graz als Versuch für interaktives Fernsehen mit 150 teilnehmenden Haushalten ausgestrahlt.

Die digitale Übertragungstechnik bietet gegenüber der derzeit üblichen Analogtechnik einige Vorteile.
1. Geringere Kosten
Da
bei DAB und DVB-T mehrere Programme im Paket über einen Kanal (bei den derzeitigen Systemen bei Radio 7, bei TV 5 Programme) ausgestrahlt werden können, ist die Frequenznutzung ökonomischer und der Betrieb der Sender billiger. Überdies sind deutlich geringere Sendeleistungen als für den analogen Rundfunk notwendig, um die gleiche Reichweite zu erzielen.
2. Qualitätsverbesserung
Die digitale Übertragung erfolgt verlustfrei. Dadurch entfallen auch Stö
rungen in Folge schwacher Signale oder durch Reflexionen, wie sie gerade im Gebirge sehr oft auftreten.
3. Komfortverbesserung
Speziell bei Autoradios wird der Digitalrun
dfunk wesentliche Verbesserungen bringen, da alle Sender auf der gleichen Frequenz arbeiten können, wodurch der in Österreich meist notwendige ständige Frequenzwechsel entfällt. Überdies können neben dem Rundfunksignal auch Daten übertragen werden.

Während sich beim digitalen Fernsehen unternationale Sendestandards etablieren konnten, ist man beim digitalen Rundfunk noch weit davon entfernt. Weltweit bestehen unterschiedliche Standards, welche einerseits oft technische Unzulänglichkeiten aufweisen und andererseits vom Publikum in nicht ausreichendem Ausmaß angenommen werden, weil die Vorteile für die Radiohörer nicht deutlich genug hervor treten. Die heute vornehmlich kommerziell orientierten Radiobetreiber haben zudem wenig Interesse daran, etablierte und kostengünstige Übertragungsverfahren zu verlassen. Es kann daher heute noch nicht abgesehen werden, welcher digitale Standard die gegenwärtige analoge Rundfunkverbreitung über Ultrakurzwellen ablösen wird.

In Österreich wurde DAB-Ausstrahlungen nur auf experimenteller Basis durchgeführt. Im Raum Wien erfolgten die Ausstrahlungen zwischen Januar 1999 und Ende 2008 über die 3 Sendeanlagen Bisamberg, Kraftwerk Donaustadt und ORF-Zentrum Küniglberg. Im Tiroler Unterinntal wurde zwischen September 2000 und Ende 2008 über die Anlagen Patscherkofel und Innsburck-Seegrube gesendet, um einen durchgehenden DAB-Empfang von Italien bis Deutschland zu ermöglichen.

 

Der Digitalrundfunk (DAB) wird im VHF-Band III auf (174-230 MHz) sowie im so genannten L-Band (1452-1467,5 MHz) ausgestrahlt. Da das VHF-Band  weitgehend lückenlos von Fernsehsendern benützt wird, versucht man, den wenig genutzten Kanal 12 für DAB frei zu bekommen. Gebietsweise sind aber auch andere TV-Kanäle vorgesehen. Für ein DAB-Programmpaket wird eine Bandbreite von 1,5 MHz benötigt, wodurch in einem bisherigen TV-Kanal 4 Pakete untergebracht werden können. Es gilt jedoch zu beachten, dass an den Grenzen der Versorgungsgebiete keine Überschneidungen auftreten.

Das terrestrische digitale Fernsehen (DVB-T) wird auf den bereits bisher üblichen TV-Kanälen im VHF-Band III sowie im UHF-Bereich ausgestrahlt werden. In Deutschland werden derzeit in den Ballungsräumen die bestehenden Fernsehsender laufend auf DVB-T umgestellt, da der terrestrische analoge TV-Empfang dort nur mehr einen sehr geringen Versorgungsanteil aufweist.


letzte Änderung: 24.02.2010

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